Eine Seefahrt . . .

… die ist lustig …

… und ein Spaziergang ebenso.

Moment mal – Spaziergang? Wie nennt man das doch gleich, wenn man mit einem Verkehrsmittel seiner eigenen Wahl in Richtung Frankreich aufbricht, um in Saint-Jean-Pied-de-Port zu starten, damit man etwa 800 km in Richtung Westen gehen kann? Pilgern, genau.

Bei mir war es im Frühling 2021, als der Film „Dein Weg“ im Fernsehen gesendet wurde, als ich mit dem „Pilgervirus“ infiziert wurde. Ich besorgte mir im Nachgang den Film, las alles (na gut, fast alles), was es zum Thema im Netz zu lesen gab, schaute mir unzählige Videos auf einer netzbekannten Videoplattform an, besorgte mir Bücher und meldete mich in Foren an, um meine „Packliste fleddern“ lassen (das empfehle ich jedem, der diese Reise für sich plant) und bin dadurch von 8627 Gramm auf 6432 Gramm im Rucksack „runterempfohlen“ worden.

Zwei Kilogramm mehr oder weniger – das mag wenig sein, aber man lege mal zwei Liter Milch in einen Rucksack und trage diesen für ein paar Tage, ununterbrochen, von ca. 8:00 bis 17:00 Uhr auf dem Rücken mit sich herum und vergleiche dann. Oder, anders herum: Wie schwer ist ein mit 200 ml Wasser gefüllter Plastikbecher am seitlich ausgestreckten Arm? Wie lange dauert es, bis der Muskel der Schwerkraft nachgibt, im Gegensatz zum anderen ausgestreckten Arm, der keiner zusätzlichen Belastung durch einen solchen kleinen, mit Wasser gefülltem, Plastikbecher unterliegt? Give it a try!

Ich meinte also, ich sei gut vorbereitet für dieses „Projekt“.

Das Resultat meiner Studien der Bücher, Filme, Erfahrungsberichte und der Kommunikationen im Forum im Vergleich zu meinen eigenen Erfahrungen, Lehren und Konsequenzen? Kein Vergleich. Man kann den Jakobsweg nicht beschreiben, man muss ihn selbst erleben.

Ein Zitat aus dem oben erwähnten Film ist:

Man sucht sich kein Leben aus, man lebt eines.

Genau so sehe ich heute den Weg – man sucht sich den Weg nicht aus, der Weg findet Dich, wenn es Zeit dazu ist, dann „ruft“ er Dich, und dann folgst Du dem Ruf und gehst den Weg, oder eben nicht. Mag sein, dass diese Umschreibung dem ein oder anderem ein wenig zu „spirituell“ erscheint, dann ist das halt so. Diese Menschen können ja gern die Seite jederzeit über das kleine „rote Kreuz“, meist am oberen Bildrand, verlassen.

Religion ist für Leute, die Angst vor der Hölle haben, Spiritualität für Leute, die bereits dort waren

Diesen Satz hab ich an einem Brückenpfeiler gelesen. Stimmt er? Ich habe darüber nachgedacht. „It depends“. Es kommt darauf an. Was versteht der geneigte Leser unter „Religion“? Was unter „Spiritualität“?

Ich für meinen Teil glaube, dass es einen „Gott“ gibt, der unserer Seele für die Existenz hier auf der Erde einen Körper gegeben, quasi „geliehen“ hat. Zum Gebrauch nach eigenem, freien Willen. Denn dieser Schöpfer – man kann ihn „Gott“, Jehova“, „Allah“, „Budda“, oder sonstwie nennen, sich „Bildnisse“ von ihm machen oder nicht (ob er es verbietet oder nicht, siehe „freier Wille“), oder wie Friedrich Nietzsche in seinem Spätwerk „Also sprach Zarathustra“ behaupten, „Gott ist tot“ – existiert.
Und jetzt steinigt mich, ich habe „Jehova“ gesagt.

Spaß beiseite. Wir haben also einen Körper, um auf dieser Erde ein Leben nach unserem eigenen freien Willen zu führen. Wir alle als Menschen. Und so sollten wir miteinander umgehen. Als Menschen. Ist das „noch Religion“ oder „schon Spiritualität“?

Mein Weg

…. wird fortgesetzt!